Dienstag, 29. Juli 2014

Verkehrte Welt Türkei- Wenn sich Politiker zu Moralaposteln aufschwingen


Verkehrte Welt Türkei- Wenn sich Politiker zu Moralaposteln aufschwingen

Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat es faustdick hinter den Ohren. Seine Ausfälle haben mitunter negativen Kultstatus. „Barbarei“ à la Hitler wirft er zum Beispiel den Israelis im Gaza-Konflikt vor. Nun will Erdogan die Tugendhaftigkeit seiner Landsleute hervorheben und die Bedeutung des Korans zum Status Quo erheben. Seine Bemühungen erscheinen in den Ohren westlicher Würdenträger mehr als zweifelhaft. Der Bruch mit dem Kemalismus, bewusste Abkehr vom Laizismus- jenes schwebt dem türkischen Ministerpräsidenten vor. Als sei dies alles nicht genug, fordern Erdogans Berater nun ein öffentliches Lachverbot für türkische Frauen! Jene Forderungen sind eine Farce- lachhaft im wahrsten Sinne des Wortes, würden es die türkischen Verantwortlichen es tatsächlich nicht ernst nehmen!

Lachen ist gesund und ein Anzeichen für Glückseligkeit. Verschleierte Frauen sollen dem Wunsch Erdogans Berater Bülent Arinc nach, nicht mehr öffentlich lachen dürfen, dies sei einfach nicht tugendhaft. Ja, wo bitte kommen wir denn nun an? Im Mittelalter? Jedenfalls steht im Koran nichts dergleichen, woran sich die Politiker ergötzen wollen. Der Koran ist eine würdevolle Religion, die zuweilen falsch ausgelegt wird. Dessen machen sich die türkischen Politiker zunutze, um ihre dummdreisten Forderungen durchzusetzen. Wer den Koran falsch versteht, sollte gefälligst schweigen!

Freie Meinungsäußerung hat in der Türkei keinen hohen Stellenwert. Demnach habe Erdogan einflussreiche Web-Dienste wie Facebook. Twitter und YouTube verbieten lassen wollen, da sie angeblich eine Bedrohung für die innere Sicherheit darstellten. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass jene Dienste dazu beigetragen haben ein schmieriges Komplott um die Verstrickung Erdogans und dessen Sohn in dubiose Geldgeschäfte zu offenbaren. Das war Erdogan offenbar ein Dorn im Auge, weshalb er jene Dienste auf die schwarze Liste setzte, obgleich der Oberste Gerichtshof seine Petition im Sande verlaufen ließ und das Verbot für ungültig erklärte.

Arinc geht sogar noch weiter: Seiner Ansicht nach, müsse das öffentliche Telefonieren der Frauen unterbunden werden. Simple Plauderei oder das Austauschen von Kochrezepten solle demnach per Gesetz verboten werden. Wo sind die Türken angekommen, um ein solch prähistorisches Weltbild nach außenzutragen? Das Groteske an der ganzen Angelegenheit ist die Tatsache, dass dies alles ernstgemeint ist. Die Türkei will in die EU, wird aber mit solchen Forderungen auf wenig Gegenliebe stoßen. Öffentliches Lachen und Telefonieren zu verbieten ist makaber und wird in der westlichen Wertegemeinschaft rigoros abgelehnt werden. Wer Menschen- und Frauenrechte mit Füßen tritt, kann nicht auf Zustimmung stoßen.

Dass aus Erdogans Beraterstab fragwürdige Aussagen getätigt werden, habe die Geschichte bereits eindeutig bewiesen. So habe sein Berater Yigit Bulut darauf verwiesen, westliche Mächte hätten versucht das türkische Oberhaupt telekinetisch (!) zu töten. Wer dies in jenem Lichte als Witz auffassen wollte, wird nunmehr eines Besseren belehrt. Jene Gesetzesvorhaben tun der Popularität Erdogans in der türkischen Bevölkerung keinen Abbruch, stimmen sogar mit der durchwegs positiven öffentlichen Meinung überein. Verkehrte Welt Türkei!

Unabhängig davon wie die westlichen Medien über ihn berichten, Erdogan bleibt seiner bemitleidenswerten Linie treu: Der Verschmelzung von Staat und Religion. Vielleicht habe er sich mit Putin solidarisiert, der eigens eine enge Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche pflegt. Die Tendenz scheidender Demokratien in Weißrussland, Russland und der Türkei sind unverkennbar und tragen autoritäre Züge. Ganz klar wird Erdogans wohl als der dümmste Ministerpräsident der Türkei in die Geschichte eingehen- und das ist ganz augenfällig nicht zum Lachen!

 

 

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