Samstag, 29. Februar 2020

Der populistische Rechtsdrift des Christian Lindner


Der FDP-Chef Christian Lindner ist nicht gerade dafür bekannt kritikresistent zu sein. Jetzt hagelt es jedoch Kritik an ihm! Denn die jüngsten Misserfolge bei der Landtagswahl in Thüringen und der Bürgerschaftswahl in Hamburg verleiten den strebsamen Anführer der FDP zu verbalen Entgleisungen.

Christian Lindner verleiht der FDP-Fraktion einen seltsam nach rechts gerichteten Teint, den die Partei scheinbar mangels entgegenstehenden Willens mitträgt. Unlängst hat Lindner kundgegeben, man könne beim Bäcker anhand der gebrochenen Deutschkenntnissen, einen indischen Facharbeiter von einem höchstens geduldeten Flüchtling kaum unterscheiden. Dieser Missklang setzt sich derart fort, als dass Christian Lindner in einem Zeitungsinterview, die Flüchtlingswelle als ein Erbe der Kanzlerin, Angela Merkel anerkennt.

Dies ist nicht ertragbar von einem deutschen Bundestagsabgeordneten und einem Parteichef vice versa. Kritik könne man üben, aber einen Rechtsruck sollte man sich als Liberaler nicht erlauben. Verwunderlich ist das aber kaum, denn die Rechtstendenz in der FDP zeigt sich offenkundiger denn je!

So hat die FDP-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft in der letzten Legislaturperiode rund 43 Anträgen der AfD zugestimmt. Die Sympathien scheinen von gegenseitiger Natur zu sein. Vielmehr haben die AfD-Abgeordneten in Thüringen nicht nur die Wahl Bodo Ramelows (Die Linke) im letzten Wahlgang verhindert, sondern auch dem Außenseiter Thomas Kemmerich (FDP) zur Wahl des Ministerpräsidenten verholfen. Der Händedruck des Neonazi Björn Höcke (AfD) mit Thomas Kemmerich bleibe einem auf Dauer in Erinnerung.

Außerdem habe der Berliner FDP-Abgeordnete Krestel in jüngerer Vergangenheit im Berliner Rathaus seinem AfD-Kollegen Hansel zugestimmt. Krestel bezeichnete die Klimaaktivisten als „Ökofaschisten“, woraufhin Hansel in den Landtag „Öko-Dschihad“ hineinrief, was Krestel einstimmig wiederholte. Die Gemeinde Schpokau in Sachsen-Anhalt hält es mit einer Zusammenarbeit beider Parteien nicht weither: So existiert dort bereits eine gemeinsame AfD/FDP-Fraktion.

Dass gerade einmal 25 Prozent der FDP-Mitglieder einer Unvereinbarkeit mit der AfD entgegenstehen, sei bemindernswert. Warum gerade Liberale den Rechtsnationalen den Hof machen, sei in Zweifel zu ziehen. Die politischen Schnittmengen beider Parteien sind minimal, die Denkweise wohl eher gering.

Christian Lindner trägt zuweilen dazu bei, dass die Liberalen sich politisch zweckentfremden. Bei ihm sei keine klare Linie erkennbar, außer Polemik und ein paar markigen Sprüchen, die der Partei im Außenbild eher schaden, denn nützen. Lindner hat sich bis zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgesprochen, doch sein Stuhl wackelt!

Der FDP-Chef hat nach der Wahlschlappe in Thüringen die Vertrauensfrage gestellt, worüber die Delegierten demnächst entscheiden werden. Dass, er auch künftig der FDP-Obere sein wird, erscheint im gleichen Zuge mehr als fraglich. Sollte er scheitern, komme der nächste FDP-Chef, der der AfD nicht mehr so autoritär entgegenwirken wird, sodass der politische Schulterschluss, so auch, nicht in allzu große Ferne gerückt sei.

Die AfD sucht nach Partnern, die ihren Kurs mitträgt Dies haben bisweilen alle etablierten Volksparteien unisono verneint. Wer in der FDP nach einer klaren Abgrenzung zur AfD sucht, sucht vergeblich. Hat sich Christian Lindner mit seinen populistischen Reden verkalkuliert, oder einfach nur über das Ruder geschlagen!?


Mittwoch, 26. Februar 2020

Der kritische Friedrich Merz


Der Ex-Unionsfraktionsvorsitzende Friedrich Merz (CDU) kritisiert das Tandem aus Armin Laschet und Jens Spahn (beide CDU). Er selbst wollte das Team anführen, sodass es inzwischen keinen Sinn mehr um eine Dreier-Lösung gebe. Armin Laschet sei ihm zuvorgekommen und habe nun mit dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen außerordentlich guten, versierten und beliebten Partner gefunden.

Ferner will Friedrich Merz, dem die Basis einen Sprung an die Spitze zutraut, in Deutschland aufräumen. Der Rechtsradikalismus und gewisse kriminelle Clansstrukturen sollten entschieden angegangen werden, wofür er von der Grünen-Vizechefin Jamila Schäfer heftige Kritik erntet. Jene Äußerungen um Clankriminalität seien nach Bekundungen Schäfers im Hinblick auf die Opfer in Hanau „an Widerlichkeit nicht zu überbieten“.

Was Friedrich Merz unter einem „Aufbruch“ versteht, lässt er bisweilen offen. Er plädiert für bessere Bildungschancen und innere Sicherheit, weist aber kein Konzept auf, wie er die Risse in der Gesellschaft kitten will. Die Gesellschaft wünscht sich mit Sicherheit nicht ein „Weiter-so“, den die erzkonservative Werteunion, dem Duo Laschet/Spahn attestiert, dieses es indessen auch nicht anstrebt. Armin Laschet und Jens Spahn haben vielmehr mit ihrem ehrgeizigen Vorhaben, die Gesellschaft zu vereinen, Elektromobilität, Bildung und Verkehrsinfrastruktur zu fördern, Friedrich Merz das Butter vom Brot genommen.

Friedrich Merz stellt erneut seine Rolle als Alleinunterhalter unter Beweis, wie auch er inzwischen bekannt gab, einen Ministerposten, den er von der scheidenden CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) angeboten bekommen hatte, abgelehnt hat. Annegret Kramp-Karrenbauer wollte ihm das Wirtschafts- und Finanzressort im Merkel-Kabinett andienen. Friedrich Merz, der als offenkundiger Merkel-Kritiker gilt, habe daran aber kein gewichtiges Interesse gezeigt, obwohl er als fachkundiger Wirtschaftsfachmann Deutschland hätte helfen können. Es bleibt jedoch dabei: Friedrich Merz bleibt ein Vorkämpfer in eigener Sache!

Vor dem dritten Bewerber um den CDU-Vorsitz, Norbert Röttgen (CDU), brauche Friedrich Merz nicht allzu viele ominöse Gedanken zu machen, da er wohl kaum Aussichten auf einen Wahlerfolg verspricht. Norbert Röttgen darf für sich genommen, es als eine Chance sehen zu kandidieren, ihn jedoch als potentiellen Kanzlerkandidaten vorzustellen, gebiete sich recht vage und unklar.

Der potentielle Kanzlerkandidat müsse einem strengen Anforderungsprofil entsprechen, den Norbert Röttgen nicht Rechnung trägt. Friedrich Merz besitzt Energie, jedoch keine integrative Komponente und auch nicht den Fleiß eines Armin Laschet. In punkto Charisma leidet Merz gegenüber Spahn deutlich, was ihn zu einem übellaunigen CDU-Politiker vorstellen lässt, den viele für seinen Ehrgeiz, aber nicht für seine Statements achten.

Das Argument, die derzeitige Regierung um die Kanzlerin Angela Merkel (CDU), sei „grottenschlecht“, trifft es beileibe nicht. Angela Merkel hat in einem schwierigen Umfeld, mit einem unerwünschten Koalitionspartner SPD, der blindlings bei jeder Gelegenheit danebenschießt, eine souveräne Leistung aufs Parkett gelegt, woran es schließlich auch nicht zuletzt an ihr gelegen hat, dass die Regierungskonstellation gehalten hat.

Friedrich Merz sei vielleicht der ambitionierteste Redner unter den möglichen Kandidaten um den CDU-Vorsitz. Die Schärfe am Argument hat er schlechtweg auf seiner Seite, nicht jedoch das Argument per se. Sein Ideal ist kein „Aufbruch“, sondern Ausgrenzung auf ganzer Linie, dem die Wähler gehörig misstrauen sollten!

Dienstag, 25. Februar 2020

Der Stabilitätsmechanismus in der CDU


Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zieht seine Kandidatur auf den CDU-Vorsitz überraschend zurück und gewährt seinem Kollegen Armin Laschet (CDU) somit den Vorrang. Er soll unter einem möglichen CDU-Vorsitz‘ Laschets, Vize werden. Unterdessen bekräftigt der zweite, potentielle aussichtsreiche Bewerber um das Amt, Friedrich Merz (CDU) seine Ambitionen, CDU-Fraktionsvorsitzender zu werden. Dazu muss er allerdings gewisse Hürden in der Partei nehmen. Denn, neben Laschet, steht noch Norbert Röttgen (CDU) auf Abruf bereit, das Amt zu bekleiden. So gesehen, wird es zu einer Kampfabstimmung in der CDU bei dem Bundesparteitag, am 25.April 2020 in Berlin kommen.

Der selbstlos Ausgeschiedene, Jens Spahn sieht „die CDU in der größten Krise der Geschichte“ der Bundesrepublik Deutschland, darum wohlwissend, will er mangels Durchhaltevermögen und fehlendem Profil seinem CDU-Kollegen Armin Laschet den Vorzug gewähren. Indessen, hat Laschet konkrete Lösungsansätze vorgebracht und könnte die Zivilgesellschaft wieder vereinen.

Laschet spricht erneut von einem Grundkonsens in der Gesellschaft, dass Rechtsextremismus in keiner Form geduldet werden dürfte. Er kritisiert die AfD, als geistigen Brandstifter und sagt, dass die Intensität und das Ausmaß der rechtsextremen Anschläge, namentlich den Mord an Walter Lübcke, den vermeintlichen Angriff auf die Synagoge in Halle und den nunmehrig stattgefundenen hinterhältigen Morden in den Shisha-Cafés in Hanau zu einem Dissens führen, den die Politik wieder herstellen müsse.

Des Weiteren, positioniert sich Armin Laschet gekonnt weitsichtig, als dass er die Bildung, die Elektromobilität und die deutschen Verkehrsinfrastruktur verbessern will. Dies ist ein umfangreiches Programm, das er vorgestellt hat, in der Sache und Präzision jedoch zweifelsohne richtig!

Der Zwei-Mann/ -Frau-Vorsitz sei somit vom Tisch, jedoch hat Armin Laschet nun statt eines potentiellen Mitstreiters einen Anhänger, der treu an seiner Seite steht. Dagegen hat Norbert Röttgen eine Frau, dazu berufen in seinem Team zu kandidieren. Wer das genau sein wird, ist zuweilen jedoch nicht bekannt.

Friedrich Merz will die Sache ganz persönlich allein angehen und muss nun um mögliche Stimmverluste für Laschet aus dem Lager Spahns fürchten. Doch er positioniert sich fachmännisch, will die Bildungsmöglichkeiten und Bildungschancen anheben und wirbt für ein starkes Deutschland in Europa. Jedoch lässt er wie gewohnt kein gutes Haar an der Bundesregierung, was ihn zu einem scharfen Merkel-Kritiker prädestiniert. Sollte er seines Zeichens vor Laschet und Röttgen, den CDU-Vorsitz erobern, drohen weitere Kontroversen mit der Kanzlerin, was der Regierung eher schaden würde.

Merz sieht seinen Kurs als einen Aufbruch und spricht die jüngere Generation an, anders als Laschet, der für Konsolidierung, Kontinuität und Zusammenhalt steht. Gewissermaßen, deutet das seine Taktik an, um jüngere Wählerschichten zu werben, zumal Jens Spahn bei der Zielgruppe außerordentlich beliebt zu sein scheint.

Unabhängig davon, wie der Rückzug Spahns zu werten sei, Röttgens Vorschlag für eine Frau ist als politischer Schachzug gegen Friedrich Merz zu werten. Da nun sich jetzt schon zwei Lager mit einer Doppelspitze ausweisen, stehe Friedrich Merz allein mit seinen politischen Vorhaben da. Norbert Röttgen ist ein guter Stratege in diesen Dingen, augenscheinlich fehle es ihm jedoch an stichhaltigen Inhalten.

Der harte Kurs von Merz, oder der die Idee der Kontinuität von Laschet? Die Inhalte, mehr denn anschauliche Überzeugungen müssen richtungsweisend für die Partei als Wegbereiter, wie zuvor Angela Merkel es vorgemacht hat, für Deutschland entscheidend sein!

Donnerstag, 20. Februar 2020

Türkeis dezentrale Kriegsführung


Der türkische Regierungspräsident Recep Tayyip Erdogan (AKP) mischt sich in die Belange der Weltpolitik ein! Sehr zum Missfallen der anderen europäischen, ja mitunter transatlantischen Verbündeten! Sein Kurs bezweckt die Bewaffnung türkischer Rebellen nahe Idlib und das Halten gewisser Stellungen auf syrischem Territorium, unter Verletzung jedweder internationaler Rechtslegung. Seine innenpolitischen Gegner, wie den Intellektuellen Kavala versucht der heimtückische türkische Rechtsapparat scheinbar, unter jedem Vorwand mundtot zu machen. Erdogan kann schalten und walten, wie er will!

Erdogan hat Syrien scharf gedroht, sollten die Angriffe auf Idlib und die nunmehr zurückeroberte syrische Hafenstadt Aleppo nicht umgehend aufhören. Der Konflikt schwelt an und ein offener Krieg scheine im Raum zu stehen. Dass, Erdogan dabei jede internationale Rechtsnorm zu verletzen droht, lässt ihn übrigens kalt!

Dabei liefert er selbst die Behauptung dafür verantwortlich zu sein, den Kriegszustand herbeizuführen, indem er türkische Rebellengruppen ausbilden lassen hat, die für ihn die Funktion, Unruhestifter in dem umkämpften Kurdengebiet zu sein, erfüllen. Diejenigen werden nun scharf von den syrischen Truppen mithilfe russischer Armeeoffizieren beschossen. Stellungen, die Erdogan widerrechtlich auf syrischem Gebiet unterhält, werden ebenso unter Visier genommen.

Sein Appell richtet sich vergeblich um Zuspruch für sein Tun zu werben, wie jüngst bei den Verhandlungen vor der Münchener Sicherheitskonferenz, wo dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavasoglu (AKP) vonseiten des deutschen Außenministers Heiko Maas (SPD) angeraten worden war, das Feuer zu beenden. Doch damit nicht genug, unterstützt die Türkei das Bürgerkriegsland Libyen mit Waffen und Truppen, entgegen russischen Interessen! Und so kam es zu einem Aneinandertreffen zwischen Mevlüt Cavasoglu und seinem russischen Pendant Sergei Lawrow am Montag in Moskau. Hintergrund beiderseitiger Gespräche dürfte neben Libyen, dessen Rebellenführer Haftar, Russland mit Rat und Tat unterstützt, Erdogans Engagement in Syrien gewesen sein.

Die enorme Flüchtlingszahl in Syrien dreht die Spirale weiter nach oben! Nichtsdestoweniger, macht Erdogan die Grenzen dicht, sodass die Zahl derer, die um Zuflucht in der Türkei suchen, in UN-Auffangslagern nahe der türkischen Grenze landen. Es tun sich eruptive Missstände auf: Quälende Hungersnöte, Versorgungsengpässe mit Medikamenten und desolate Verwahrlosung sind ebenda an der Tagesordnung!

Russland versucht keinen offenen Affront herbeizuführen, will sich von seinen Begehren in der Region keinesfalls abbringen. Die Türkei unterstützt in Libyen den umstrittenen Präsidenten Al-Sarradsch, der über die Hauptstadt Tripolis verfügt, weites Territorium dagegen der Rebellenführer Haftar beansprucht. Das verhängte Waffenembargo gegen Libyen versuchen mehrere verbündete Staaten auf dem Luft-und Landweg zu umgehen. Nunmehr hat der österreichische Außenminister Schallenberg gefordert die Marinemission mit Grenzschützern zu überwachen.

Seine innenpolitischen Kritiker versucht Erdogan dagegen aufs Schärfste zu zerreiben. Der kürzlich freigelassene Mäzen Kavala wurde wieder in Haft genommen, nachdem die Vorwürfe im Rahmen der Gezi-Proteste 2013 gegen ihn, sich als haltlos erwiesen haben. Der jüngste Haftgrund des glücklosen Kavala, der bis dato schon mehrjährig in Untersuchungshaft gesessen hat, ist der vermeintlich angestrebte Putschversuch von 2016. Wer Erdogan nicht hörig ist, wird unterjocht, lautet das Credo des Staatspräsidenten! Das ist kein Fassadenspiel, sondern perfider Machtanspruch und maximaler Machterhalt unter Ausnutzung noch so gewichtiger Mittel! Einzig Waldimir Putin und der US-amerikanische Präsident Donald E. Trump können dem Glockenläuter von Ankara zur Räson bringen!


Röttgen im Angriffsmodus


Norbert Röttgen (CDU) will neuer CDU-Vorsitzender werden. Um seinen Ambitionen nun weiter Vorschub zu leisten, bekräftigt der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses seine Kandidatur auf den CDU-Chefposten. Auf Anraten ihrer Berater haben dies, weder der hoch gehandelte und wohl aussichtsreichste Bewerber um den CDU-Spitzenposten, Friedrich Merz (CDU), noch seine politischen Mitstreiter Armin Laschet, seines Zeichens nordrhein-westfälischer Ministerpräsident und der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) getan.

Röttgen wagt sich als Erster aus der Defensive, wohlwissend, dass das sein einziger Coup d`
Etat werden könnte! Denn: Solange das Tauziehen um den Chefposten der CDU in die Länge geht, könnte das gewissermaßen seine Chance werden, sich in Stellung zu bringen. Bislang zögerten sowohl Friedrich Merz, als auch Armin Laschet, in ihrer Wortwahl klar um das Bekenntnis dazu, CDU-Vorsitzender zu werden.

Ob, sein Begehren, Aussichten auf Erfolg haben wird, mag in Zweifel zu ziehen sein. Dies liegt nicht in der Popularität, die Norbert Röttgen in der Bevölkerung genießt, sondern vielmehr in der parteitaktischen Verankerung seiner selbst. Er strahlt nicht die enorme Anziehungskraft eines Friedrich Merz aus, auch nicht die Besonnenheit eines Armin Laschet und auch nicht die Souveränität eines Jens Spahn. Dennoch scheint sein Ansinnen auf den CDU-Vorsitz vielfach persönlich begründet zu sein.

Jens Spahn hat eine Teamlösung ins Spiel gebracht. Das hat den Grund, dass er wohl am schlechtesten bei einem etwaigen Mitgliederentscheid abschneiden könnte, will aber nicht von vornherein anderen Politakteuren das Feld überlassen! Gewiss, kann man daran sein politisches Feingefühl ermitteln, wage sich doch einer aus dem Team zu einer etwaig später anstehenden Kanzlerkandidatur.

Friedrich Merz teilt einer Mitgliederbefragung eine Absage voraus und sagt, dass die Wahl des CDU-Vorsitzenden in den Gremien entschieden werden sollte. Laschet und Merz haben auf Bekunden der Presse, dieweil nicht viel von ihren Absichten sprechen lassen, machen indes aber kein Hehl daraus, dass mit ihnen zu rechnen sei.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) könnte im Rennen um den CDU-Vorsitz zum Königsmacher werden! Jüngst bekräftigte er seinen Anspruch, dass der CDU-Vorsitzende nicht automatisch auch Kanzlerkandidat sein müsse. Er könnte somit zur entscheidenden Figur um den Posten werden, wenngleich ihm selbst nur geringe Andacht um eine etwaige Kanzlerkandidatur zugerechnet wird.

Röttgen geht zum Angriff über, was Armin Laschet zuweilen zum Ärgernis werden könnte. Denn: Röttgens Kampfkandidatur könnte Laschet Stimmen in der Partei kosten. Auch, ist Röttgens potentieller Aufgabenkreis in einem Team nicht klar definiert. Sein fehlendes Zutrauen und mangelnde Kooperationsbereitschaft sind ihm sicherlich nicht vorteilhaft.

Vor strotzendem Selbstvertrauen mangelt es Röttgen indessen nicht, sein wörtliches Zitat „ohne ökologische Kompetenz gibt es keine Zukunftskompetenz“ spiegelt seinen politischen Opportunismus geradezu wieder. Norbert Röttgen ist politischer Alleinunterhalter, aber kein Teamplayer! Ihm geht es um persönliche Verwirklichung, weniger um den Anspruch, die CDU aus der „Orientierungskrise“ herauszumanövrieren. Aber länger will Röttgen mit seinen ambitionierten Kurs nicht warten, zumal sich jetzt die Chance dafür bietet! Die CDU braucht einen verlässlichen Führungscharakter, wozu Norbert Röttgen mangels qualitativer Ideen (zurzeit) nicht zählt!


Mittwoch, 5. Februar 2020

Trumps imposante Redeklaumerei!


Man möge es ihm kaum verdenken! Einst gefeierter US-Unternehmer, jetzt der amtierende US-Präsident; an der Personalie Donald E. Trump scheiden sich die Geister! Während gegen seine vermeintlich unlauteren Tätigkeiten ein Amtsenthebungsverfahren im Gang ist, hält Trump vor dem versammelten US-Kongress eine Rede zur Lage der Nation.

Zweifelsfrei lobt der Egomane sein Tun über alle Wogen, sieht sich bereits als Sieger im laufenden Impeachment-Verfahren! Sein Gebaren sieht aber wenig rühmlich aus: Als ihm die Führerin des Repräsentantenhauses, ihres Zeichens Demokratin, Nancy Pelosi die Hand zum Gruß ausstreckt, verweigert Trump ihr die Ehrerbietung! Des Weiteren laudiert er sein Regierungshandeln über das bekannte Maß!

Trump kritisiert seinen Amtsvorgänger Barack Obama, als sei dieser nicht schon seit Angedenken von der medialen Bildfläche verschwunden! Dieser Mann braucht eine Zielscheibe und wiederum ist es das Gesundheitssystem, dessen er sich annimmt! Er sage, man müsse es vor sozialistischen Umtrieben schützen, was ganz und gerade in den Augen vieler Beobachter süffisant erscheine!

Dass, es den USA wirtschaftlich gut gehe, geht nicht einzig auf seine Steuersenkungen zurück. Seine Öl-Lobbypolitik tritt offen zutage und seine imperialistische Weltanschauung passt da gerade gut ins Bild! Seine Wirtschaftssanktionen gegen China und die EU, namentlich die Stahlimporte, tragen nur auf kurze Zeit Früchte, werden aber in naher Zukunft schädliche Ausmaße annehmen.

Er schlägt zurück, vielleicht in einem für ihn passenden Moment, da das Impeachment-Verfahren, als für beendet erklärt zu werden braucht! Natürlich habe er sich während dieser Zeit medial zurückgenommen, hatte aber im Gleichzug die Rückendeckung der Partei, die ihn vor weiteren hitzigen Debatten und Auseinandersetzungen bewahrt habe: So habe man weitere Zeugenaussagen vor dem US-Kongress nicht gebilligt, wovon sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton ausgenommen war. Dies hätte wenig Gutes verheißen können, zumal Bolten jüngstes Buch über die Ukraine zensiert worden war.

Da passt es gerade ins Bild der Öffentlichkeit, dass Trump, der im gleichen Atemzug, die sozialistischen Tendenzen in eigenem Land im Zaum zu halten versucht, einen Kandidaten nicht allzu fernab dieser Linie während seiner Rede präsentiert: Den venezolanischen Interimspräsidenten Guaidó, dem er wiederum Unterstützung verspricht und seine eigenen Öl-Interessen somit offenbar werden lässt. Guaidó, eigens ein verkappter Sozialist, applaudiert ihm offenen Herzens, voller Genugtuung zu!

Sein Zaudern in der Israelpolitik, seine zum Teil stringente Haltung in Syrien, dem Irak und der Türkei, lassen ihn als den „starken“ Macher erscheinen, vermisst aber eine deutliche Haltung in Menschenrechtsfragen und letzterer Dinge eine klare Linie in seinem Walten! Ebenso, deutlich ist seine symmetrische Antwort auf die Ausbreitung der Machtverhältnisse des iranischen Regimes, was man ihm vielleicht auch nicht in dem Rigor, nicht dafürzuhalten verdenke.

Die EU braucht einen starken Partner in der Region und könnte sich ein Handelsabkommen mit Kanada, oder auch Mexiko vorstellen. Trumps zielführende Wirtschaftspolitik der Abschottung und Abgrenzung, darf die Europäer nicht sonderlich ins Zerwürfnis bringen! Seine Argusaugen liegen bereits jetzt auf Großbritannien, dessen Gesundheitssystem NHS vor dem Ausverkauf steht, zumal Großbritannien nunmehr endlich aus der Europäischen Union ausgetreten ist. Man sollte Trump nicht zum Feind haben, gemessen wird der Mann jedoch an seinen fragwürdigen Worten und Taten, wozu auch die Rede zur Lage der Nation zählt!