Der FDP-Chef Christian Lindner ist nicht gerade dafür
bekannt kritikresistent zu sein. Jetzt hagelt es jedoch Kritik an ihm! Denn die
jüngsten Misserfolge bei der Landtagswahl in Thüringen und der
Bürgerschaftswahl in Hamburg verleiten den strebsamen Anführer der FDP zu
verbalen Entgleisungen.
Christian Lindner verleiht der FDP-Fraktion einen
seltsam nach rechts gerichteten Teint, den die Partei scheinbar mangels entgegenstehenden
Willens mitträgt. Unlängst hat Lindner kundgegeben, man könne beim Bäcker
anhand der gebrochenen Deutschkenntnissen, einen indischen Facharbeiter von
einem höchstens geduldeten Flüchtling kaum unterscheiden. Dieser Missklang
setzt sich derart fort, als dass Christian Lindner in einem Zeitungsinterview,
die Flüchtlingswelle als ein Erbe der Kanzlerin, Angela Merkel anerkennt.
Dies ist nicht ertragbar von einem deutschen
Bundestagsabgeordneten und einem Parteichef vice versa. Kritik könne man üben,
aber einen Rechtsruck sollte man sich als Liberaler nicht erlauben.
Verwunderlich ist das aber kaum, denn die Rechtstendenz in der FDP zeigt sich
offenkundiger denn je!
So hat die FDP-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft
in der letzten Legislaturperiode rund 43 Anträgen der AfD zugestimmt. Die Sympathien
scheinen von gegenseitiger Natur zu sein. Vielmehr haben die AfD-Abgeordneten
in Thüringen nicht nur die Wahl Bodo Ramelows (Die Linke) im letzten Wahlgang
verhindert, sondern auch dem Außenseiter Thomas Kemmerich (FDP) zur Wahl des
Ministerpräsidenten verholfen. Der Händedruck des Neonazi Björn Höcke (AfD) mit
Thomas Kemmerich bleibe einem auf Dauer in Erinnerung.
Außerdem habe der Berliner FDP-Abgeordnete Krestel in
jüngerer Vergangenheit im Berliner Rathaus seinem AfD-Kollegen Hansel
zugestimmt. Krestel bezeichnete die Klimaaktivisten als „Ökofaschisten“,
woraufhin Hansel in den Landtag „Öko-Dschihad“ hineinrief, was Krestel
einstimmig wiederholte. Die Gemeinde Schpokau in Sachsen-Anhalt hält es mit
einer Zusammenarbeit beider Parteien nicht weither: So existiert dort bereits
eine gemeinsame AfD/FDP-Fraktion.
Dass gerade einmal 25 Prozent der FDP-Mitglieder einer
Unvereinbarkeit mit der AfD entgegenstehen, sei bemindernswert. Warum gerade
Liberale den Rechtsnationalen den Hof machen, sei in Zweifel zu ziehen. Die
politischen Schnittmengen beider Parteien sind minimal, die Denkweise wohl eher
gering.
Christian Lindner trägt zuweilen dazu bei, dass die Liberalen
sich politisch zweckentfremden. Bei ihm sei keine klare Linie erkennbar, außer
Polemik und ein paar markigen Sprüchen, die der Partei im Außenbild eher
schaden, denn nützen. Lindner hat sich bis zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine Zusammenarbeit
mit der AfD ausgesprochen, doch sein Stuhl wackelt!
Der FDP-Chef hat nach der Wahlschlappe in Thüringen
die Vertrauensfrage gestellt, worüber die Delegierten demnächst entscheiden
werden. Dass, er auch künftig der FDP-Obere sein wird, erscheint im gleichen
Zuge mehr als fraglich. Sollte er scheitern, komme der nächste FDP-Chef, der
der AfD nicht mehr so autoritär entgegenwirken wird, sodass der politische
Schulterschluss, so auch, nicht in allzu große Ferne gerückt sei.
Die AfD sucht nach Partnern, die ihren Kurs mitträgt Dies haben bisweilen alle etablierten Volksparteien unisono verneint. Wer in
der FDP nach einer klaren Abgrenzung zur AfD sucht, sucht vergeblich. Hat sich
Christian Lindner mit seinen populistischen Reden verkalkuliert, oder einfach
nur über das Ruder geschlagen!?