Freitag, 31. Januar 2014

Die große Koalition- ein erstes Resümee


Die große Koalition- ein erstes Resümee

Was hat man nicht alles erwartet von der neuen Regierungsbildung? Im Vorfeld habe man viel diskutiert, einiges beschlossen, doch bisweilen noch nichts wirklich Stichhaltiges in die Wege geleitet. Eine überteuerte Rentenreform, die den Nachfolgegenerationen ein schweres Erbe aufbürdet, eine Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes und eine Besserstellung der Pflegebedürftigen sind einige der Kernanliegen, die die Bundesregierung durchbringen will. Bei der Mietpreisbremse habe man derweil kann Konzept vorlegen können, bei dem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn zurzeit ebenso wenig. Die SPD sieht sich als Motor in der Koalition, was die Union so nicht auf sich sitzen lassen will. Zankereien sind also vorprogrammiert.

Die SPD begnügt sich süffisant mit der Regierungsbeteiligung, ohne seine immanent wichtigen Ziele Wirklichkeit werden zu lassen. Was wurde im Wahlkampf nicht alles versprochen? Ein Anliegen war es die Mietpreisbremse in die Tat umzusetzen. Was ist daraus geworden? Antwort: Gar nichts- und niemanden interessiert’s! Der Grund dafür dürfte bei den Mainstream-Medien liegen, die nicht mahnen, sondern sich wie die Geier auf etwas stürzen wollen, in der Hoffnung Schlagzeilen daraus zu machen. Kontinuität sieht anders aus! So wird der soziale Wohnungsbau verschmerzend ad acta gelegt.  Die „Nun lasst sie bloß machen“-Abnickhaltung geistert in der Medienwelt umher. Anbei ist Kritik fällig und angebracht!

Der zweite gewichtige Punkt der ins Auge springt, ist der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn, der wie von der Linken erwartet ein einziger „Flickenteppich“ sei. Die Union könne kein Versprechen abgeben und lässt den Regierungspartner weiter zappeln. Demzufolge soll der Mindestlohn nicht für alle Arbeitnehmer gleichermaßen bemessen sein, sondern vielmehr die eine oder andere Ausnahme in sich bergen. Die Rede ist von Saisonarbeitern, Taxifahrer, Studenten, Praktikanten und Auszubildenden. Dass die Regelung gegen den verfassungsrechtlich garantierten Gleichheitsgrundsatz verstoße, ist der Union natürlicherweise klar. Die Befürchtung der Union richtet sich demgemäß auf den Wegfall an Arbeitsplätzen, im Niedriglohnsektor wohlgemerkt. Was wolle man mehr, gute Arbeitslosenzahlen vorweisen und sich in der Lobhudelei ergießen Deutschland ginge es gut, oder die ärmeren Bevölkerungsschichten an dem Wohlstand teilhaben lassen?

Die große Koalition sollte den Weg aus der Krise finden, wird sich aber dem Lobbyismus widmen. Dies könne man an der Reform des EGGs erkennen, wonach die energieintensiven Großbetriebe von der Umlage befreit sein sollen, was sich gegen eine EU-Richtlinie richtet. Dafür gibt es erfreuliche Nachrichten für die Rentner: Die abschlagsfreie Rente ab 63 bei 45 Beitragsjahren wird eingeführt, die Frührentner bekommen einen (minimalen) Zuschlag und die Mütterrente wird ausgebaut. Es verwundert einen mit welchem finanziellen Leichtsinn die Rentenpläne durchgepeitscht werden! Wer soll das alles bezahlen? Vor allen Dingen habe der federführende Bundesfinanzminister Schäuble wiederholt bekräftigt keine weiteren Schulden aufzunehmen. Dass seine Aussage auf lange Sicht eine Milchmädchenrechnung sei, wird sich spätestens in zehn bis fünfzehn Jahren zeigen.

Die neue Bundesverteidigungsministerin von der Leyen habe deutlich zu erkennen gegeben, dass man von der Bundeswehr mehr Verantwortung bei internationalen Einsätzen verspreche. Das heißt im Klartext, sich an kriegerischen Auseinandersetzungen zu beteiligen. Obwohl der Großteil der Bevölkerung gegen solche Einsätze ist und selbst der Bundesaußenminister Steinmeier längst abgewinkt habe, beharre von der Leyen auf ihrem Standpunkt. Scheinbar könne eine Frau, Kriege besser vermitteln, als ein männlicher Kollege. Da erscheint es, wie von der Linkspartei in ihrem Europawahlprogramm zwar überspitzt, so doch treffend hervorgehoben, dass die EU eine militaristische Vereinigung sei.

Ob die große Koalition gelingen wird, richtet sich ganz allein nach der Kommunikationsfähigkeit beider Parteien. Da die Opposition dezimiert ist, müsse die Presse mehr Verantwortung in der Debattenkultur übernehmen. Noch herrscht es Stille in der Medienlandschaft, was der SPD-Fraktionschef Oppermann dazu nutzen will den Führungsanspruch seiner Partei zu unterstreichen. Die Wähler fassen seine Offensive jedoch recht fragwürdig auf, was an den Sympathie-Umfragewerten deutlich zu erkennen ist. Jedenfalls habe das Merkel’sche Laissez-faire der Wirtschaft einen guten Dienst erwiesen, was die Union an sich ermuntert würde weiter auf Stand-by-Modus zu fahren. Hernach wird man die Effizienz des Regierungswillens anhand der sozialdemokratischen Initiative in der Koalition erschließen können. Einen Stillstand wird es gewiss nicht geben- oder etwa doch?

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