Sparfüchse unter sich
Sicherlich hatte der griechische Finanzminister Varoufakis
einen turbulenten Start hingelegt. Die Rede war von einem weitreichenden
Schuldenerlass, wogegen sich die ganze EU-Armada richtete. Griechenland dürfe
sich nicht einen Sonderstatus beimessen lassen unabhängig davon, ob es solvent
oder nahezu pleite sei. Aber welche Maßnahmen helfen dem gebeutelten Land
wieder auf die Beine zu kommen? EU-Technokraten wollen einzig messbare Zahlen
sehen, an einer nachhaltigen Gesundung ist es ihnen in Anbetracht dessen wohl
eher nicht gelegen. Das Leid der Griechen ist unvorstellbar, da hülfe es auch
nicht auf die maroden Staatstrukturen hinzuweisen. Steuern einzutreiben sei das
primäre Ziel, jedoch nur auf den ersten Blick. Vielmehr geht es darum den
griechischen Staat in die Lohnknechtschaft zu treiben, indem man die Pensionen
angehe, die Löhne senke, die Frühverrentung begrenze und dergleichen mehr,
schlichtweg alles wogegen sich die griechische Regierung im Vorfeld der Wahl gestemmt
habe. Machen wir uns nichts vor, Griechenland wird die Schulden nicht
zurückzahlen können! Obwohl Varoufakis mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg
gehalten habe, wird er in dem jüngst abgehaltenen EU-Finanzministertreffen in
Riga schonungslos zurechtgewiesen. Als „Amateur, Glücksritter und
Zeitverschwender“ wurde er an besagter Stelle tituliert, wohingegen sich die
EU-Bürokraten einmal mehr selbst hinterfragen sollten! Wahrheit tut weh, doch
Varoufakis hat als einziger den Mut sie auszusprechen. Die Pleite kommt und
zwar voraussichtlich schon in diesem Sommer.
Kanzlerin Merkel und der griechische Ministerpräsident Tsipras
haben in den vergangenen Tagen miteinander telefoniert. Den Aussagen zufolge
ging es zuzeiten um das geheim gehaltene Reformprogramm. Man wird den Gedanken
nicht los, dass die griechischen Verantwortlichen im Vorfeld alles auf eine
Karte setzen und das bereits aufgelegte Hilfsprogramm infrage stellen.
Jedenfalls mutet das Gebaren darauf hin die Schulden erst gar nicht abbezahlen
zu wollen, um einen forcierten Schuldenschnitt zu erzwingen. Da kann Schäuble
monieren wie er will, die Griechen haben einfach kein Geld! Die Frage, die es
sich zu stellen gebührt, sei, wie man weiter mit den Finanzsünder verfahren
soll? Die Eurokraten sagen, wie es natürlich nicht anders zu erwarten wäre,
dass sie über einen „Plan B“ verfügen. Natürlich sei irgendwann auch Ende mit
den Hilfszahlungen, so der Logik letzter Schluss. Warum müsse man das Land
trotzdem in der Eurozone halten, anbei man mit der neu aufgelegten Drachme
keineswegs zu besseren Lösungen gelange? Ist die Rettungspolitik á Merkel
einfach nur Make-Up, um die hässliche Fassade eines Staatsbankrotts zu
übertünchen? Diese Politik ist gescheitert und man wird das hineingepumpte Geld
nie mehr wieder sehen! Soweit zum Merkels weitreichenden Blick über den
Tellerrand!
Griechenland schafft sich eine aufgebauschte Armee, obwohl
der Etat dafür nicht ausreicht. Das stößt auf wenig Gegenliebe in Europa, wie
die Liaison mit Russland ebenso. Griechenland pokert hoch, doch ohne Karten,
dafür aber mit Pistolen. Das Land kann seine Schulden nicht bezahlen und wird
es in Zukunft auch nicht wollen. Die Zeichen auf Spaltung stehen hoch. Dann
jedoch wird die ganze EU der Berg hinab gehen, wozu Großbritannien ebenfalls
seinen Anteil beitragen wird. Die nächsten Wahlen in den europäischen Staaten
stehen an und die Rechtspoplisten à la Nigel Farage und Marine Le Pen stehen
schon vor der Tür. Krise hin oder her, Deutschland profitiert von seinen
Niedrigzinsen als sicherer Anleihehafen, egal ob es um andere Staaten gut oder
schlecht bestellt steht. Den von Varofakis herbeigesehnten Merkel-Plan wird es
nicht geben, allein schon aus diesen Überlegungen. Wenn Merkel über Europa
redet, meint sie Deutschland, da ist Griechenland längst egal. Deshalb befürchtet
der griechische Premier Tsipras das edle Tafelsilber, über das Griechenland
noch verfügt, zu Spottpreisen zu verscherbeln. Viel bringen wird das ohnehin
nicht! Und so bleibt die Hoffnung, dass sich die Sparfüchse noch besinnen und
Griechenland eine Chance bieten aus dem Schuldensumpf zu entkommen.
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